Hallo Welt!
Die gute, alte Langeweile! Wer kennt sie noch? Wer hat das letzte Mal von ihr gehört? Wer hat sie das letzte Mal gesehen? Ist sie den überhaupt noch Bestandteil des Dudens? Wahrscheinlich trifft man sie hin und wieder, wenn überhaupt, auf Ü50-Partys. Die Langeweile. Sie ist aus der Mode gekommen – eben oldschool.
Wenn ich so an sie zurückdenke, wird mir wehmütig ums Herz. Dieses Gefühl, das sich langsam lähmend zwischen der Möglichkeit „Die Schatzinsel“ zu lesen und mit meinem Bruder „Lego“ zu spielen ausbreitete, wenn sich die rechte Lust zu keinem der beiden Möglichkeiten einzustellen vermochte. Diese Langeweile, die die Grundlage bildete, unsere Eltern nach allen Mitteln kindlicher Macht zu nerven. Sie war die Erlaubnis, nein die Verpflichtung zu generationsüberschreitenden Nervenzusammenbrüchen.
Wo ist sie hingekommen? Was ist mit der Langeweile passiert?
Ich habe eine schlechte Nachricht für Euch alle.
Die Langeweile ist der Kurzweil zum Opfer gefallen. Niedergemetzelt durch Multitasking beschleunigte 10000 Möglichkeiten, deren Aufschub, aus Angst etwas wichtiges verpassen zu können, nicht duldsam war und ist. Langgestreckt liegt sie da, die Langeweile, im Dreck der Zeit. Alle Viere von sich gestreckt und in den Jahren schon fast zur Unkenntlichkeit überrannt. Ein wirklich jämmerliches Bild dieser einst so stolzen und mächtigen langen Weile.
Die Erwartung an die Zeit von heute ist doch, dass alles sofort und gleich geschieht, erledigt wird und gleichzeitig noch dutzende Dinge parallel dazu. Alles muss weiter beschleunigt werden. Multitasking ist das Zauberwort. Also „Die Schatzinsel“ lesen, „Lego“ spielen, auf einen Baum klettern und mit den Nachbarskindern Tischtennis spielen – alles zur gleichen Zeit. Multitasking eben. Dieser Begriff, der mal dem einen, mal dem anderen Geschlecht zugeschrieben wird, je nachdem wer es im Moment nötiger hat.
An dieser Stelle möchte ich mich dafür aussprechen die Langeweile wieder aus dem Dreck der Geschichte zu erheben. Auszuheben wie einen Schatz, der sie auch tatsächlich ist.
Es gilt, heute vielleicht mehr den je, inne zu halten, die Zeit zu entschleunigen. Sich nicht dauerhaft der multitaskingafinen Welt zu unterwerfen. Den Mut aufzubringen auch mal etwas zu verpassen. Im Nachhinein bemerken, dass es möglicherweise gar nicht so brandwichtig war, wie zunächst vermutet. Vor allem gilt sich selbst zu entschleunigen. Einen Schritt nach dem anderen tun, so wie wir auch einen Atemzug nach dem anderen nehmen.
Was können wir tun, wenn die Langeweile uns wieder übermannt?
Wir könnten uns wie früher ins Gras legen und den Wolken zuschauen. Wir könnten uns auf eine Bank setzen und die Landschaft betrachten. Wer eine lange Weile Zeit hat, der könnte ein Buch zur Hand nehmen, einen Spaziergang unternehmen, möglicherweise mit einem anderen, der ebenfalls Langeweile hat. Nebeneinander her, schweigend und staunend.
Letztendlich könnten wir uns darin erproben mit uns selbst auszukommen, denn die Langeweile ist ein Prüfstein für uns selbst.
Ich wünsche Euch ganz viel lange Weile.
Und falls Ihr vor Langweile nicht wisst, was Ihr tun könnt – ich freue mich über Euere Kommentare. Schreibt wie es Euch mit der Langeweile ergangen ist.
Diese Langeweile die einen manchmal verrückt gemacht hat. Ja, auch ich kenne sie noch und habe sie lange vermisst. Heute begebe ich mich wieder freiwillig in diesen Zustand indem ich einfach für mich bin und versuche mich nicht ablenken zu lassen. Fast schon wie eine Meditation. Und so gebe ich Dir recht das Langeweile zur Erprobung unseres selbst dienlich ist.